Fluoridprogramm

 

Entwicklung des Programms und gesetzliche Grundlage

Das Kariesrisikoprogramm wurde vor über 20 Jahren von den bezirklichen Gesundheitsämtern und der Landesarbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege in Hamburg e.V. (LAJH) entwickelt. Seit 2005 ist es in den Grund- und Förderschulen aller sieben Hamburger Bezirke etabliert.

 

Im § 21 des Sozialgesetzbuches V (SGB V) ist seit 1993 eine besondere Betreuung von Kindern mit erhöhtem Kariesrisiko festgeschrieben. Hier heißt es: „Für Kinder mit besonders hohem Kariesrisiko sind spezifische Programme zu entwickeln.“ Sie zeichnen sich durch eine vermehrte Anzahl kariöser, gefüllter und/oder gezogener Zähne im Vergleich mit dem Altersdurchschnitt aus.

 

Auswahl der Kinder und Zielsetzung

Im Rahmen der jährlichen zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchungen in der Schule werden in der 1. Klasse die Kinder oder Gruppen mit erhöhtem Kariesrisiko ausfindig gemacht. Sie bekommen über den Befund der Untersuchung hinaus eine schriftliche Beschreibung des Programms und eine Einverständniserklärung für die Eltern. Das schriftliche Einverständnis ist Voraussetzung für die Teilnahme am Programm. Die Einverständniserklärungen liegen in deutscher, türkischer und russischer Sprache vor. So können möglichst viele Kinder teilnehmen, die sonst eventuell auf Grund einer vorliegenden Sprachproblematik ausgeschlossen wären.

 

Das Kariesrisikoprogramm dient der Prävention und Gesundheitsförderung. Ziel ist es:

  • die Mundhygiene der Kinder zu verbessern
  • sie zu zahngesunder Ernährung zu motivieren
  • durch die Fluoridierung den Zahnschmelz zu härten
  • den regelmäßigen Besuch einer Zahnarztpraxis anzuregen

 

Praktische Durchführung

In der Schule werden Schulleitung und Lehrkräfte über Ablauf und Zweck der Maßnahmen informiert, da ihre Kooperation wichtiger Bestandteil des Programms ist.

 

Geben die Eltern ihr Einverständnis zur Teilnahme, so werden die Kinder in der Grundschule zwischen der 1. und 4. Klasse zweimal jährlich zahnärztlich untersucht, in Förderschulen auch in höheren Klassen. Ebenfalls zweimal im Jahr findet unter Anleitung einer zahnmedizinischen Prophylaxefachkraft in kleinen Gruppen ein Gespräch über gesunde Ernährung statt. Das Anfärben der Beläge und eine praktische Zahnputzübung schließen sich an. Danach werden die vorhandenen, bleibenden Zähne mit einem Fluoridlack touchiert. Dadurch wird der Zahnschmelz gehärtet und hält kariösen Angriffen gegenüber besser stand.

 

Die Kinder bekommen einen orangefarbenen Prophylaxe-Pass ausgehändigt, in den die Fluoridierungen eingetragen werden. In dem Pass befindet sich außer den persönlichen Daten des Kindes auch ein Prophylaxevertrag. Mit ihrer Unterschrift versprechen die Kinder, ebenfalls selbst etwas für ihre Zahngesundheit zu tun, indem sie nicht so viel naschen und sich regelmäßig die Zähne putzen.

 

Die Eltern werden schriftlich informiert, dass die Fluoridlackbehandlung nach drei Monaten in der zahnärztlichen Praxis wiederholt werden soll. Dort werden dann auch eventuell notwendige Behandlungen durchgeführt. Eine viermalige Fluoridierung pro Jahr wird als optimal angesehen.

 

Anfänglich lag die Beteiligung am Programm bei 55 %. Seit vielen Jahren ist sie dank guter Akzeptanz in den Schulen, bei Kindern und Eltern auf circa 80 % angestiegen. In Hamburg werden durchschnittlich gut 10.000 Kinder auf diese Art prophylaktisch in den Schulen betreut.